Slovenski managerji v svetovnem vrhu po korupciji

In diesen Ländern sind Manager besonders korrupt

Schmiergeld, Bestechung, Einladungen: Korruption ist in europäischen Unternehmen gängige Praxis, wie eine Studie von Ernst & Young zeigt. Auch in Deutschland liegt immer noch vieles im Argen. Von Carsten Dierig


Länderumfrage zur Korruption

Foto: Infografik Die WeltDie Schweiz ist das am wenigsten korrupte Land, Slowenien schneidet am schlechtesten ab. Die Ergebnisse der Länderumfrage zur KorruptionBild teilen

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Korruption und Bestechung sind in Europas Wirtschaft offenbar gängige Praxis. Das zeigt eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Stattliche 39 Prozent der insgesamt 3500 befragten Finanzvorstände, Rechtsexperten und Compliance-Manager sehen Bestechung in ihrem Land an der Tagesordnung. “Die Zahlung von Bestechungsgeldern ist in vielen Ländern nach wie vor üblich”, berichtet Stefan Heißner, der Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei Ernst & Young.

Unrühmlicher Spitzenreiter im Europa-Ranking ist Slowenien. Dort liegt der Anteil der Manager, die Bestechung für üblich halten, bei immerhin 96 Prozent. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Kroatien mit 90 Prozent und die Ukraine mit 85 Prozent. Zudem kommen Griechenland, die Slowakei, Serbien und Russland ebenfalls auf Werte von über 80 Prozent.

Am wenigsten verbreitet ist Korruption der Untersuchung zufolge in der Schweiz. Dort geben lediglich zehn Prozent der Manager an, dass Bestechung im Wirtschaftsleben gängige Praxis ist. Ebenfalls Topwerte erzielen die skandinavischen Staaten Schweden, Finnland und Norwegen mit jeweils zwölf beziehungsweise 17 Prozent.

WAS IST EIGENTLICH COMPLIANCE?
  • Der englische Begriff
  • Korruption

Umfrage von Ernst & Young zur Korruption

Foto: Infografik Die WeltUmfrage von Ernst & Young zur Korruption


In vielen Unternehmen herrscht hoher Druck. Entsprechend groß ist die Versuchung, bei der Akquise nachzuhelfen

Foto: picture alliance / CTKIn vielen Unternehmen herrscht hoher Druck. Entsprechend groß ist die Versuchung, bei der Akquise nachzuhelfen

Deutschland schließlich landet mit einem Wert von 30 Prozent im hinteren Drittel der Korruptionsstatistik und ist damit weit besser als der europäische Durchschnitt, der bei 39 Prozent liegt. Für die Studie wurden Unternehmen in 36 Ländern der Regionen Europa, Naher Osten, Indien und Afrika befragt.

Unlautere Mittel

 

Dennoch schlägt Heißner auch für Deutschland Alarm. “Nach unserer Erfahrung ist das Problem der Korruption auch in deutschen Unternehmen noch lange nicht vom Tisch”, sagt der Rechtsexperte. Nach wie vor könnten sich erstaunlich viele Manager vorstellen, in Notsituationen dem Geschäftserfolg mit unlauteren Mitteln nachzuhelfen.

Und das, obwohl die Mehrheit der Unternehmen in der Folge einiger Skandale schon umfassende Antikorruptionsregeln eingeführt hat. Immerhin zwei Drittel der Konzerne in Deutschland haben ein klares Bekenntnis zu Antibestechungsrichtlinien abgegeben. In Westeuropa insgesamt sind es gerade einmal 49 Prozent.

Doch die Anstrengungen auf dem Papier seien das eine, sagt Heißner. “Es braucht auch glasklare unternehmensinterne Vorgaben, deren Einhaltung ständig überprüft wird.”

Zwar wirtschaften die Mitarbeiter beim Überschreiten von Grenzen oftmals nicht in die eigene Tasche. Dem Unternehmen erweisen sie dennoch einen Bärendienst. “Inzwischen sollten sich die erheblichen Risiken herumgesprochen haben”, sagt Heißner. “Korruptionsskandale können existenzbedrohend sein.”

Ermittlungen bei ThyssenKrupp

 

So weit ist es bei ThyssenKrupp noch nicht. Bei Kunden und Lieferanten hat der Dax-Konzern derzeit aber keinen leichten Stand, nachdem in den vergangenen Monaten gleich mehrfach die Staatsanwaltschaft und das Bundeskartellamt vor der Tür standen, sei es wegen des Vorwurfs von illegalen Preisabsprachen oder wegen des Verdachts auf Bestechung. Bei der Konzerntochter GfT Bautechnik soll es bei Geschäften in Kasachstan, Usbekistan und China zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein, in der Größenordnung eines zweistelligen Millionenbetrags.

Ursprünglich hatte Vorstandschef Heinrich Hiesinger einen rigorosen Kurs gegen die Beteiligten angekündigt. 60 Mitarbeiter mussten den Konzern in den vergangenen Monaten auch bereits verlassen.

Mittlerweile aber rudert der Manager bei seiner “Null Toleranz”-Mission zurück. Denn aus Angst vor den Konsequenzen schweigen die Mitarbeiter offenbar bei den internen Ermittlungen. ThyssenKrupp hat daher ein zeitlich befristetes Amnestieprogramm aufgelegt: Wer bis zum 15. Juni bei der Aufklärung von Compliance-Verstößen hilft, muss weder mit Kündigung noch mit Schadenersatzansprüchen rechnen.

Kritik an dieser Kehrtwende kontert der Konzern mit dem Hinweis auf weiterhin mögliche arbeitsrechtliche Konsequenzen wie zum Beispiel eine Versetzung, eine Degradierung oder Gehaltseinbußen. Zudem habe sich die Grundhaltung nicht geändert: Es gebe noch mal eine letzte Chance für die Beteiligten, danach sei das Fenster geschlossen mit allen Konsequenzen, die daraus folgen können. “Wir brauchen eine ganz neue Geisteshaltung”, fordert Hiesinger.

Der Druck ist hoch

 

Für Heißner ist dieser Umsturz eine große Herausforderung, nicht nur bei ThyssenKrupp. Denn die Umsatz- und Gewinnerwartungen sind hoch in den Unternehmen, trotz der zunehmend lahmenden Konjunktur. Das zeigt die Studie: Mehr als jeder zweite deutsche Manager berichtet von steigendem Druck, mit guten Quartalszahlen den hohen Ansprüchen der Investoren und Anteilseigner gerecht zu werden.

Entsprechend groß ist die Versuchung, bei der Akquise nachzuhelfen oder Zahlen zu schönen. So geben immerhin 34 Prozent der deutschen Manager an, Geschäftszahlen besser aussehen zu lassen, als sie tatsächlich sind, etwa durch vorgezogene Buchungen von Umsatz oder zu gering angesetzte Kosten. Damit liegen die heimischen Firmen über dem Durchschnitt in Westeuropa.

Gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten werde nach wie vor ein Auge zugedrückt, heißt es dazu in der Korruptionsstudie. Noch deutlich ausgeprägter ist dieses Verhalten aber in Osteuropa und auch in Spanien oder Österreich. Diese Länder liegen weit vorne, wenn es um frisierte Bilanzen geht.

In Sachen Schmiergeld sind die Vorlieben unterschiedlich. Während Spanier wie auch Griechen und Belgier persönliche Geschenke bevorzugen, tauchen die osteuropäischen Länder bei Barzahlungen weiter vorne auf in den einschlägigen Tabellen. Manager in Deutschland dagegen setzen offenbar auf sogenannte Unterhaltungsdienstleistungen. 15 Prozent der Befragten halten entsprechende Angebote für gerechtfertigt, um ein Unternehmen über einen Wirtschaftsaufschwung zu retten – das ist der fünfhöchste Wert in der Statistik.